Gemeinschaft stärken

Alle, die in Vereinen aktiv sind, stellen fest: Es wird zunehmend schwieriger, für die klassische Vereinsarbeit Leute zu finden – besonders für die vorgeschriebenen und notwendigen administrativen Aufgaben. Die wenigsten erleben es heute noch als Ehre, in so ein Ehrenamt gewählt zu werden. Die Entwicklung geht weg vom Ehrenamt und hin zur individuelleren Freiwilligenarbeit.

Motive und Werthaltungen der dort engagierten Menschen sowie die strukturellen Rahmenbedingungen, in denen Engagement heute stattfindet, haben sich verändert. Die Leute wollen nicht nur einfach „etwas Gutes“ tun, sie bevorzugen vermehrt klar abgrenzbare Projekte, die etwas bewegen. Für ihren Einsatz wollen sie Anerkennung und auch der Nutzen für sie selber muss für sie vorhanden und erkennbar sein. Wird etwas in ihrem Umfeld als „Unrecht“ oder als akutes Problem erlebt, besteht der Wunsch, rasch etwas zu tun. Bieten die bestehenden Vereine und Einrichtung keine Möglichkeiten, entwickeln Einzelne oder sich rasch findende Gruppen Lösungsansätze. Das alles bringt einerseits immer weniger Identifikation mit den vorhandenen Organisationen, gleichzeitig erwartet man eine immer höhere Professionalität von den Freiwilligen.

 Freiwillige sind eine zentrale Stütze unserer Ortsgemeinschaft. Sie ergänzen durch ihre Arbeit innerhalb und außerhalb der Vereine und Organisationen im Ort die Leistungen und Angebote der Gemeinde und der Wirtschaft. Oftmals sind sie auch ein Gegenpol dazu. Mit ihren Begabungen, Wissen und Fähigkeiten bilden sie die „kommunale Intelligenz“ der Gemeinde. Jede/r zusätzliche GemeindebürgerIn, der/die für ein freiwilliges Engagement in seiner/ihrer Heimatgemeinde gewonnen werden kann, steigert diesen „Pool“ und erhöht die Chancen, auf Zwettl zukommende Veränderungen besser bewältigen zu können. Gleichzeitig erhöhen sich die Identifikation und der Gemeinschaftssinn in der Gemeinde. Daher ist es wichtig, auch bisher noch weniger einbezogene Bevölkerungsgruppen wie Jugendliche, Flüchtlinge oder Neuzugezogene in das Gemeindeleben einzubinden.

Möchte die Gemeinde Freiwilligenarbeit fördern, verlangt das von ihr den Mut, Neues und Unbekanntes nicht nur zuzulassen, sondern aktiv zu fördern, ohne es stark lenken oder kontrollieren zu können. Fördern bedeutet, in Zwettl ein Klima zu schaffen, das ermutigt und inspiriert und in der Bevölkerung die Lust weckt, selbst aktiv zu werden. Das gelingt einer Gemeinde dadurch, dass sie selbst Transparenz und Offenheit lebt und durch vielfältigste Formen ihre BürgerInnen zu einer ernst gemeinten Beteiligung und Mitgestaltung einlädt, ohne parteipolitische Einvernahme.

Für all das braucht es ein professionelles Freiwilligen-Management seitens der Gemeinde: Es soll Vereine und Projekte laufend unterstützen, zum Beispiel durch das Zur-Verfügung-Stellen von Infrastrukturen und Informationskanälen der Gemeinde oder durch Weiterbildungsangebote. Als Koordinationsstelle bringt die Gemeinde Menschen und Hilfesuchende zusammen, sowohl bei Großveranstaltungen und Katastropheneinsätzen als auch bei der Nachbarschafts- oder Flüchtlingshilfe.

Über allem muss für die Gemeinde die Frage stehen: „Wie wollen wir in Zwettl zusammenleben?“